Kinderzahnheilkunde
Im Gegensatz zur heutigen Elterngeneration ist es für die jetzigen Kinder kein unerreichbares Ziel mehr, ein kariesfreies Milchgebiss zu haben und auch die bleibenden Zähne karies- und damit füllungsfrei zu erhalten.
Wichtig ist, dass die Kinder nicht dauernuckeln und das Fläschchen, am Besten mit Mineralwasser oder ungesüßtem Tee nicht länger als bis zum halben Jahr gegeben wird. Ein frühzeitiger Milchzahnverlust durch Karies führt fast immer dazu, dass bleibende Zähne "falsch" durchbrechen, also weiter vorn im Zahnbogen, als von der Natur vorgesehen, was immer zu einem Platzmangel für die bleibenden Zähne führt. Eine kieferorthopädische Behandlung schließt sich dann fast immer zwangsweise in späteren Lebensjahren an.
Unversorgte "Karieslöcher" in Milchzähnen - früher gang und gäbe, da diese Zähne ja "eh ausfallen" - sind heute nicht mehr state of the art, da sie ein Keimreservoir für die Mundhöhle und den ganzen Organismus darstellen, und auch gesunde bleibende Zähne mit Kariesbakterien "infizieren" können.
Ist es also trotz aller Vorsorge zu Karies im Milchgebiß gekommen, ist es heute möglich und nötig, die erkrankten Zähne wieder einwandfrei zu restaurieren mit modernen Füllungsmaterialien der Post-Amalgam-Ära.
So versorgt und anatomisch korrekt restauriert können diese Zähne ihre "Platzhalterfunktion" erfüllen, bis die bleibenden Zähne durchbrechen und natürlich auch ihre aktuelle Kaufunktion. Bis zum Durchbruch des entsprechenden bleibenden Zahnes vergehen unter Umständen Jahre!
Drei Stichworte stehen besonders im Zusammenhang mit einem kariesfreien Gebiß: Fluoride, Versiegelung und Prophylaxe.
Fluoride
Fluoridverbindungen sind aus der modernen Zahnmedizin nicht mehr wegzudenken - sie senken das Kariesrisiko drastisch, besonders bei eventuell nicht optimaler Mundhygiene.
Dies beginnt bereits bei Kleinkindern - Mütter können sich hier über den Fluoridgehalt des verwendeten Trinkwassers informieren und darüber, ob eine zusätzliche Ergänzung mit Fluoridmaßnahmen sinnvoll ist. Was viele nicht wissen: die bleibenden Zähne "mineralisieren" bereits bevor die Milchzähne durchbrechen, das heißt sie bilden ihre Zahnkronen aus Mineralstoffen des Körpers, unter anderem unter Einbau von Fluoridverbindungen, was den entsehenden Zahnschmelz besonders kariesresistent macht. Eine individuelle Analyse und Beratung ist sinnvoll, da auch ein "Zuviel" Zahnschäden verursachen kann. Ferner sind Fluoride im gleichzeitig jodierten Speisesalz vorhanden, dessen Verwendung auf jeden Fall sinnvoll ist. Diese Fluoridverbindungen wirken "systemisch", das bedeutet, der Körper nimmt sie über den Verdauungstrakt auf und "baut" sie in die entstehenden Zähne "ein". Dies geschieht in für den Organismus unschädlichen Mengen!
Ein höherer Fluoridgehalt ist in Zahnpasten enthalten, weswegen eine Trennung in Kinder- und Erwachsenenzahnpasten sinnvoll ist.
Letztere sollten Kinder erst ab dem Schulalter verwenden, wenn sie völlig selbständig Zähne putzen und die Paste auch komplett wieder ausspucken können. Die Fluoride in Zahnpasten und speziellen Gelees wirken nun auch im Gegensatz zum Salz oder Tabletten "lokal", das heißt sie härten den Zahnschmelz bereits durchgebrochener bleibender Zähne nun nachträglich im Mund. Dies kann man sich so vorstellen, dass durch die säurebildenden Plaquebakterien ständig Mineralien aus dem Zahnschmelz herausgelöst werden, die sich jedoch auch wieder einlagern - kommen nun zusätzlich Fluoride ins Spiel, wird die "Reparatur" besonders gut und der Zahnschmelz ist nun gegen einen neuen Säureangriff noch besser geschützt.
Versiegelung
Die Prämolaren und Molaren (Vorbackenzähne und Backenzähne) haben tiefe Grübchen und Fissuren, die manchmal so eng zulaufen, dass selbst die Zahnbürste den "Grund" nicht mehr erreicht. Folge davon ist, dass genau in diesen Vertiefungen Karies entsteht, obwohl Ihr Kind gründlichst seine Zähne putzt! Eine ebenso einfache wie wirkungsvolle Methode, das zu verhindern, besteht in der Versiegelung der Fissuren und Grübchen. Hierbei werden diese nach gründlicher Reinigung mit einem dünnfließenden, durchsichtigen oder weißlichen Kunststoff aufgefüllt, was nahezu unsichtbar ist.
Die Oberfläche des Zahnes ist so leichter und effizienter zu reinigen, Karies im Fissurenbereich kann nicht mehr entstehen.
Diese Versiegelungen sind sehr haltbar. Wenn sie nach einigen Jahren an manchen Stellen verloren gehen, werden diese Stellen einfach im Rahmen der Kontrolluntersuchungen oder der Prophylaxe wieder mit Kunststoff "ergänzt". Diese Maßnahme stellt keine Füllung dar, die ja ebenfalls mit Kunststoff gemacht werden kann, die Zähne werden dabei in keiner Weise beschädigt. Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen die Kosten dafür bis zum 18. Lebensjahr für die bleibenden Molaren, im Einzelfall ist jedoch auch eine Versiegelung der Prämolaren sinnvoll.
Prophylaxe
Über all diese Zusammenhänge werden Kinder und ihre Eltern ausführlich im Rahmen der Prophylaxe aufgeklärt, wobei hierbei auch eine in der Praxis durchgeführte besonders wirkunsvolle Fluoridierung mit Lacken u.ä. die Fluoridierung zu Hause mit Pasten ergänzt.